Wann ist ein hoher TSH-Wert gefährlich?
TSH steht für “Thyroid Stimulating Hormone”, also ein Hormon, dass die Schilddrüse stimuliert.
Der TSH-Wert ist einer von vielen relevanten Schilddrüsenwerten. Da er einfach zu testen ist, wird er oft als erster Test zur Beurteilung der Schilddrüsenfunktion eingesetzt. Ist er zu hoch, so ist das ein starkes Zeichen für eine Schilddrüsenunterfunktion.
Was der TSH-Wert bedeutet
Die Aktivität der Schilddrüse wird in einem fein abgestimmten Zusammenspiel mit der Hirnanhangdrüse, auch Hypophyse genannt, reguliert.
Die Schilddrüse produziert das Hormon Thyroxin, oder kurz T4. Setzt die Schilddrüse nicht genügend Schilddrüsenhormone frei, reagiert die Hirnanhangdrüse mit der Freisetzung von TSH.
Umgekehrt, wenn die Schilddrüse übermäßig viele Schilddrüsenhormone produziert, stellt die Hirnanhangdrüse die Abgabe von TSH ein, um die Schilddrüse nicht noch weiter zu stimulieren.
Ein hoher TSH-Wert weist also auf eine Schilddrüsenunterfunktion hin, wohingegen ein niedriger TSH-Wert auf eine Überfunktion hinweist.[1]
Ein hoher TSH-Wert ist jedoch nur ein Zeichen dafür, dass die Schilddrüsenhormone zu niedrig sind. Es ist nicht das hohe TSH-Level, sondern ein Mangel an (aktiven) Schilddrüsenhormonen, der die Symptome verursacht. Schilddrüsenhormone regulieren unter anderem das Körpergewicht und den Energiehaushalt. Da fast jede Zelle Rezeptoren für Schilddrüsenhormone hat, ist es nicht verwunderlich, dass ein Ungleichgewicht verheerende Konsequenzen hat.[2]
Die Frage ist: ab wann genau ist ein TSH-Wert zu hoch?
Der konservative Standard-Referenzwert für TSH liegt zwischen 0.3 und 5.0 uIU/ml.[3] Alles was darüber liegt, ist eindeutig zu hoch und ein Zeichen einer stark fortgeschrittenen Schilddrüsenunterfunktion. Neuere Richtlinien legen jedoch einen Höchstwert von 2.5 uIU/ml nahe.
Leider ist die Diagnose in den meisten Fällen nicht eindeutig. Das Problem ist, dass auch bei niedrigeren TSH-Werten eine Schilddrüsenunterfunktion vorliegen kann. Das hat drei Gründe:
1. Normal ist nicht ideal
Der TSH-basiert auf den durchschnittlichen Blutwerten einer größeren Masse an Personen. Dies schließt Personen mit schlechten Ernährungs- und Lebensgewohnheiten mit ein. Der Referenzbereich spiegelt also nicht die ideale Gesundheit wider, sondern was man insgesamt in der Bevölkerung an typischen Werten sieht.
2. Der Referenzwert ist zu breit bemessen
Neuere Studien haben gezeigt, dass optimale Werte sehr viel niedriger liegen und dass Werte über 2.5 uIU/ml bereits zu hoch sind.[4] Leider sind sich die meisten Ärzte dieser Studien nicht bewusst und stufen TSH-Werte, die zwischen 2.5 und 5.0 liegen, nicht als Unterfunktion ein.
3. Der TSH-Wert ist allein nicht aussagekräftig
Der TSH-Wert ist oft der erste und einzige Wert, der bei Verdacht auf eine Schilddrüsenunterfunktion gemessen wird. Liegt er innerhalb des Referenzbereichs, wird eine Unterfunktion der Schilddrüse ausgeschlossen. Es gibt mehrere Gründe, warum der TSH-Wert allein meist nicht ausreicht, um eine Schilddrüsenunterfunktion zu diagnostizieren:
- Der TSH-Wert ist nur eine Momentaufnahme und je nach Ursache kann der Wert stark schwanken. Wenn zum Beispiel eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse Ursache der Unterfunktion ist, wie Hashimoto, dann schwankt der TSH-Wert so stark, dass er sogar in den Bereich einer Überfunktion fallen kann.[5]
Eine Messung zum falschen Zeitpunkt kann also zur falschen Diagnose führen. Das ist besonders gefährlich, da gerade eine autoimmune Schilddrüsenerkrankung frühzeitig erkannt und behandelt werden sollte, um Folgeschäden zu vermeiden. - Selbst wenn der TSH-Wert konstant im optimalen Bereich liegt, können Probleme vorliegen. Es kann zum Beispiel sein, dass die Schilddrüse zwar ausreichend T4 produziert, dieses jedoch nicht effizient in aktives T3 umgewandelt wird.
Außerdem kann es sein, dass T3 nicht in ausreichender Menge von den Zellen aufgenommen wird oder in den Zellen nicht aktiv ist.[6] - Ein hoher TSH-Wert weist zwar auf eine Schilddrüsenunterfunktion hin, gibt aber keine Auskunft über die Ursache des Problems. Die Erkennung der Ursache ist wichtig, um die Erkrankung angemessen behandeln zu können.
- Der TSH-Wert ändert sich langsam über einen längeren Zeitraum. Insbesondere im Frühstadium einer Schilddrüsenunterfunktion ist der TSH-Wert in der Regel noch im als normal definierten Bereich. Wird nur der TSH-Wert analysiert, rutschen viele Patienten durchs Raster, die von einer Behandlung profitieren würden.
Aus diesen Gründen muss der TSH-Wert immer im Zusammenhang mit anderen Laborwerten und mit den Symptomen betrachtet werden.
Um sich ein vollständiges Bild der Schilddrüsenfunktion machen zu können, müssen daher noch weitere Werte wie freies und gesamtes T3 und T4, reverses T3, Sex Hormone Binding Protein (SHBP) und Schilddrüsenantikörper hinzugezogen werden.[7]
Außerdem müssen bei der Diagnose und Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion auch die Symptome miteinbezogen werden. Wenn sich die Symptome trotz einer Normalisierung des TSH-Werts nicht bessern, wird die Krankheit nicht ausreichend oder falsch behandelt.
Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion
Folgende Symptome sind typisch für eine Schilddrüsenunterfunktion und stehen in Zusammenhang mit einem zu hohen TSH-Wert:[8]
- Müdigkeit trotz ausreichendem Schlaf (8-10 Stunden)
- Steigendes Körpergewicht oder Probleme abzunehmen
- Stimmungsschwankungen, Angststörungen und Depressionen
- Hormonelle Störungen, wie prämenstruelles Syndrom (PMS), unregelmäßige Periode und Unfruchtbarkeit
- Muskel- und Gelenkschmerzen, Karpaltunnelsyndrom und Sehnenentzündung
- Kalte Hände und Füße, und ständiges Frieren obwohl die Umgebungstemperatur angemessen ist
- Trockene Haut, brüchige Nägel und Haarausfall
- Verstopfung
- Konzentrations- und Gedächtnisstörungen
- Heiserkeit, Schnarchen und ein geschwollener Hals
Die individuellen Symptome sind sehr unspezifisch und können einzeln betrachtet sehr viele Ursachen haben. Je mehr dieser Symptome gemeinsam auftreten, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Schilddrüsenunterfunktion die Ursache ist. Liegen fünf oder mehr der Symptome vor, kann dies bereits als Hinweis auf eine Schilddrüsenunterfunktion gedeutet werden.
Fazit
Ein hoher TSH-Wert weist zwar auf eine Schilddrüsenunterfunktion hin, ist jedoch allein nicht aussagekräftig. Umgekehrt schließt ein normaler TSH-Wert Schilddrüsenerkrankungen nicht aus.
Für eine eindeutige Diagnose muss der TSH-Wert immer im Zusammenhang mit anderen Laborwerten und den Symptomen betrachtet werden. Wollen Sie ihre Schilddrüsenfunktion prüfen lassen, so sollten Sie sicher gehen, dass nicht nur der TSH-Wert getestet wird.