Typische Symptome, an denen Sie einen Hashimoto Schub erkennen

Hashimoto ist eine chaotische Krankheit. Es zeigen sich sowohl Symptome von Schilddrüsenunterfunktion, als auch Überfunktion. Oft treten diese in sich abwechselnden Phasen auf, ausgelöst durch einen Hashimoto-Schub.[1]

Die Schilddrüse ist der zentrale Verwalter des Stoffwechsels des Körpers. Sie teilt den Organen und Zellen mit, wie viel Energie sie produzieren und verbrauchen sollen.

Ist die Schilddrüse durch Hashimoto erkrankt, kann der Rest es Körpers zwangsläufig nicht richtig funktionieren.

Bei einer Schilddrüsenunterfunktion funktioniert unser Stoffwechsel zu langsam. Die Schilddrüse schaltet den Körper auf Sparmodus und es wird nur sehr wenig Energie verbraucht. Typische Symptome sind Müdigkeit, Depression und Verstopfung, neben vielen weiteren möglichen Anzeichen.

Bei einer Schilddrüsenüberfunktion ist der Stoffwechsel zu schnell. Der Stoffwechsel arbeitet auf Hochtouren und die Zellen verbrauchen enorm viel Energie, was sich mit Symptomen wie Angstzuständen, Schlafproblemen und Zwittrigkeit zeigt.

Die typischen Symptome von Hashimoto richten sich nach der Krankheitsphase, in der sich die Patienten gerade befinden:

Zu Beginn der Erkrankung: Unspezifische Symptome

Wie bei vielen sich schleichend entwickelnden Autoimmunerkrankungen sind die Symptome zu Beginn oft nicht eindeutig.[2]

Patienten fühlen sich müde und haben das Gefühl, irgendwas ist nicht in Ordnung.

Die diffuse Symptomatik macht es schwierig eine klare Ursache zu erkennen. Daher wird Hashimoto oft erst spät diagnostiziert, obwohl es sich um eine häufige Erkrankung handelt.


Typische Symptome zu Beginn der Erkrankung:

  • Müdigkeit, Antriebslosigkeit, oder depressive Stimmung
  • Konzentrationsprobleme, geringere Leistungsfähigkeit
  • Haut, Haar und Lippenprobleme, wie Trockenheit, Sprödigkeit, oder Ausschlag
  • Heiserkeit
  • Leichte Gewichtszunahme (2 – 5 Kilo typischerweise)
  • Reduziertes Schwitzen
  • Leichte Muskel und Gelenkschmerzen
  • Veränderungen bei der Menstruation

Wie man sieht, handelt es sich um sehr allgemeine Symptome, die von vielen Erkrankungen verursacht werden können. Daher ist die Hashimotodiagnose anhand der Symptome allein nicht möglich.

Trotzdem liegt zumindest der Verdacht auf Hashimoto nahe, wenn Patienten die oben genannten Symptome zeigen. Das gilt insbesondere bei Frauen, bei denen Hashimoto eine häufige Erkrankung ist.

Entsprechend macht bei typischen Symptomen ein umfassender Bluttest, inklusive Bestimmung der Antikörper, Sinn, wenn man eines, oder mehrere Symptome über längere Zeit bei sich bemerkt.

Trotz der anfangs leichten und diffusen Symptome ist eine frühzeitige Diagnose bei Hashimoto wichtig. Nur so kann weiterer Schaden frühzeitig abgewendet werden.

Phasen von Unter- und Überfunktion: Typisch für einen Hashimoto Schub

Leider bekommen viele Patienten jedoch jahrelang, oder sogar jahrzehntelang, keine Hashimotodiagnose.

In dieser Zeit können sich Phasen von Über- und Unterfunktion abwechseln, oder sogar zeitgleich auftreten, was die Symptome sehr chaotisch erscheinen lassen kann.

Insbesondere können die Symptome auch als Schübe auftreten, wo sich die Symptome plötzlich radikal verschlechtern.

Die Überfunktionsphasen entstehen durch die rasche Zerstörung von Schilddrüsengewebe durch Antikörper. Die zerstörten Zellen setzen unkontrolliert große Mengen and Schilddrüsenhormonen frei, was den Stoffwechsel auf Vollgas schaltet. Langfristig wird die Schilddrüse aber soweit geschädigt, dass nicht mehr genug Hormone produziert werden können, was die Unterfunktionssymptome erklärt.

Unterfunktionsphasen können dadurch entstehen, dass die Schilddrüse schlicht und ergreifend nicht mehr genug funktionierendes Gewebe besitzt, um ausreichend Hormone zu produzieren.

Mögliche Ursachen für einen Schub sind unter anderem Stress, physisches Trauma (z.b. ein Unfall), Infektionen, Schwermetallbelastung, oder das Konsumieren von Lebensmitteln, welche Hashimoto begünstigen. Diese Auslöser bewirken eine verstärkte Produktion der Schilddrüsenantikörper, welche zur Zerstörung von mehr Schilddrüsengewebe führen.[3], [4], [5], [6], [7]

Wichtig zu bemerken ist, dass nicht jede Person auf die gleichen Auslöser reagiert. Nehmen wir Amalgamfüllungen als Beispiel. Eine Studie von 2006 hat gezeigt, dass die Entfernung von Amalgamfüllungen in Personen mit Quecksilberallergie zu einer Verringerung von Schilddrüsenantikörpern führt. Sprich, die Hashimotoerkrankung hat sich verbessert. Jedoch gilt das nur für Personen, welche besonders sensibel auf Quecksilber reagieren, das ein Bestandteil von Amalgam ist. Bei nicht sensiblen Personen kommt es nach der Entfernung zu keiner Veränderung.[8] [9]

Typische Symptome eines Hashimotoschubs:

  • Hitzewallungen; fehlende Hitzeresistenz
  • Gemütsveränderungen, insbesondere in Richtung Ängstlichkeit
  • Hippeligkeit; Gefühl von zu viel Energie
  • Müdigkeit, Konzentrationsprobleme und Energieschwankungen (hin und her)
  • Gefühl von Wärme in den Extremitäten
  • Gefühl von rasendem Pulsschlag
  • Gewichtsverlust und -zunahme, kombiniert mit Appetitveränderungen
  • Verdauungsprobleme
  • Abrupte Veränderung von Symptomen

Sie sehen, die Symptome sind paradox und gegensätzlich. Die Ursache für dieses Chaos ist das Rauf-und-Runter des Schilddrüsenhormonspiegels im Blut, welches durch den Hashimotoschub verursacht wird. Zuerst ist zu viel Schilddrüsenhormon da, was den Stoffwechsel stark beschleunigt, gefolgt von Phasen, in denen das System zu langsam läuft.

Die Unter- und Überfunktionssymptome können sich überschneiden, da die verschiedenen Schilddrüsenhormone eine unterschiedlich lange Halbwertzeit haben. Sie halten sich also verschieden lange im Blut. Wenn ein Schilddrüsenhormon bereits wieder zu wenig im Blut kursiert, kann immer noch ein Überschuss an anderen Stoffen vorliegen. Zudem reagieren verschiedene Gewebe und Organe unterschiedlich schnell auf die Stimulation durch die Hormone. Während manche Organe noch im Überfunktionsmodus sind, können andere bereits ein Defizit an Stimulation durch die Schilddrüse haben.

Wie sich ein Hashimotoschub konkret äußerst, unterscheidet sich sehr zwischen Betroffenen. Es ist eine große Bandbreite von Symptomkombinationen möglich.

Überfunktionssymptome sind oft besonders deutlich ausgeprägt, wenn bereits Schilddrüsenhormone als Medikament eingenommen werden, da dann der Überschuss an Hormonen besonders deutlich wird.

Während den Hashimotoschüben können auch die Laborwerte massiv schwanken. Mal ist der TSH zu niedrig, mal zu hoch. Wenn das zerstörte Schilddrüsengewebe zu viele Hormone ausschüttet, fällt der TSH, um gegenzusteuern, da bei einem niedrigen TSH weniger Hormone gebildet werden. Umgekehrt steigt der TSH während den Unterfunktionsphasen, um die Hormonproduktion zu beschleunigen. Je heftiger die Schilddrüsenschübe sind und je weiter fortgeschritten die Erkrankung, desto weniger ist der Körper in der Lage, die Hormonproduktion korrekt zu kompensieren, was die Symptome verstärkt.

Die Länge der Perioden von Über- und Unterfunktion ist nicht vorhersagbar. Sie können Tage, Wochen, oder Monate dauern.

Jedoch hat nicht jeder Patient diese hin- und herpendelnden Symptome. Bei vielen Patienten sind die Symptome deutlich langfristiger im Verlauf.

Endphase: Eindeutige Unterfunktionssymptome

Die Antikörper führen über Jahre und Jahrzehnte hinweg zu einer immer weiter fortschreitenden Zerstörung der Schilddrüse.[10]

Je mehr Schilddrüsengewebe zerstört ist, desto weniger Schilddrüsenhormone können produziert werden.

Irgendwann ist ein kritischer Punkt überschritten, an dem die Schilddrüse zu stark beschädigt ist und selbst nicht mehr genug Hormone produzieren kann. Man leidet dann unter permanenter Schilddrüsenunterfunktion, die sich mit der Zeit noch weiter verstärken kann.

Theoretisch kann es durch Hashimoto zur vollständigen Auflösung der Schilddrüse kommen. Praktisch verbleiben in der Regel aber genug Gewebeteile, damit immer noch ein Teil der benötigten Hormone produziert werden kann.

Generell haben Betroffene in dieser Endphase die typischen Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion.[11] Hinzukommen können aber noch diffuse Symptome der autoimmunen Komponente, welche mit den chronischen Attacken auf das körpereigene Gewebe einhergehen.

Typische Unterfunktionssymptome in der Endphase von Hashimoto:

  • Enorme Müdigkeit und Antriebslosigkeit
  • Deutliche Gewichtszunahme
  • Dünne, brechende und ausfallende Haare
  • Veränderungen im Gemüt, typischerweise in die depressive Richtung
  • Unregelmäßigkeiten bei der Menstruation
  • Chronische und einschränkende Muskel-, oder Gelenksschmerzen
  • Ständige Verstopfungen, sowie andere Verdauungsstörungen, wie Blähungen, Sodbrennen und Reizdarm

Generell können viele weitere Symptome ausgelöst werden, da durch die Unterfunktion der gesamte Körper auf Sparflamme arbeitet. Herzkrankheiten sind beispielsweise eine andere gefährliche Folge von Hashimoto, aufgrund erhöhter LDL-Cholesterinwerte.[12] [13] Jedoch sind die oben genannten die typischsten. In dieser Phase kommt man um eine medikamentöse Therapie in der Regel nicht mehr herum, da nicht mehr genug Schilddrüsengewebe übrig ist. Trotzdem ist zusätzlich zu Medikamenten eine auf Hashimoto- und Autoimmunerkrankungen spezialisierte Behandlung wichtig, um eine weitere Zerstörung der Schilddrüse zu vermeiden.


Quellen

[1] Childs W. How Hashimoto’s Symptoms change over time + “Flare” up Symptoms. Dr. Westin Childs’ blog. https://www.restartmed.com/hashimotos-symptoms/. 16.10.2018. Abgerufen am 03.12.2018.

[2] Hashimoto’s disease. National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases. https://www.niddk.nih.gov/health-information/endocrine-diseases/hashimotos-disease. September 2017. Abgerufen am 03.12.2018.

[3] Zaletel K, Gaberšček S. Hashimoto’s Thyroiditis: From Genes to the Disease. Curr Genomics. 2011;12(8):576-88.

[4] Janegova A, Janega P, Rychly B, Kuracinova K, Bapal P. The role of Epstein-Barr virus infection in the development of autoimmune thyroid diseases. Endokrynol Pol. 2015;66(2):132-6.

[5] Environmental exposures and autoimmune thyroid disease. Thyroid. 2010;20(7):755-61.

[6] Mizokami T, Wu Li A, El-Kaissi S, Wall JR. Stress and thyroid autoimmunity. Thyroid. 2004;14(12): 1047-55.

[7] Link between hypothyroidism and small intestinal bacterial overgrowth. Indian J Endocrinol Metab. 2014;18(3):307-9.

[8] Sterzl I, Prochazkova J, Hrda P, Matucha P, Bartova J, Stejskal V. Removal of dental amalgam decreases anti-TPO and anti-Tg autoantibodies in patients with autoimmune thyroiditis. Neuro Endocrinol Lett. 2006;27 Suppl 1:25-30.

[9] Ulukapi I. Mercury hypersensitivity from amalgam: report of case. ASDC J Dent Child. 1995;62(5):363-4.

[10] Nussey S, Whitehead S. Endocrinology: An Integrated Approach. Oxford: BIOS Scientific Publishers; 2001. Chapter 3, The thyroid gland. Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK28/

[11] Hashimoto’s disease. Mayo Clinic. https://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/hashimotos-disease/symptoms-causes/syc-20351855. 03.03.2018. Abgerufen am 03.12.2018.

[12] Chen WH, Chen YK, Lin CL, Yeh JH, Kao CH. Hashimoto’s thyroiditis, risk of coronary heart disease, and L-thyroxine treatment: a nationwide cohort study. J Clin Endocrinol Metab. 2015;100(1):109-14.

[13] Yetkin DO, Dogantekin B. The Lipid Parameters and Lipoprotein(a) Excess in Hashimoto Thyroiditis. Int J Endocrinol. 2015;2015:952729.